Hamburg hatte eine große musikalische Szene. Es gab unzählige Clubs in denen sich zu meist junge Leute trafen, um gemeinsam zu musizieren, Ideen zu entwickeln und kreativ zu sein. Das ganze stets unter den Augen und vor allem Ohren von Publikum und nicht im Geheimen in dunklen Kellern. Aus dieser Szene heraus wurden Stars geboren, unter anderem Udo Lindenberg, Otto Waalkes und Truck Stop, um nur ein paar zu nennen.
In den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts war diese Szene fast verschwunden. Es gab kaum noch Orte wo sich Musiker trafen, um einfach zusammen zu musizieren. Die Profis waren im Studio oder mit Stars auf Tournee, die Hobby-Musiker hatten kaum mehr Möglichkeiten sich öffentlich auszuprobieren und noch weniger die Chance mit gestandenen Musikern zusammen zu treffen.
Zwei musikalische Urgesteine aus Deutschlands Norden beschlossen dies zu ändern: Heidi Gehlert, damals als Amateurin die erfolgreichste, norddeutsche Sängerin in der Country Musik und Nils Tuxen einer der erfolgreichsten Studiomusiker Europas überhaupt. Nils spielt unzählige Instrumente, die Pedalsteelguitar ist jedoch sein Hauptinstrument. Und auch wenn Nils Tuxen im Studio für Bands wie Depeche Mode gespielt hat, so bringt auch er eine große Liebe für Country Musik mit.
Das ganze wurde professionell durchdacht. Es wurde ein Saal gefunden. Die stets notwendige Basis an Verstärkern und Lautsprechern wurde bereitgestellt und am 11. November 1996 fand die erste Monday Music statt. Ungefähr ein Dutzend Musiker und etwa halb so viele Zuhörer. Aber es sprach sich rum. Die Zuschauer wurden mehr und stets kamen neue Musiker hinzu, manche kommen regelmäßig, manche gelegentlich und einige waren nur einmal da. Die, die nur einmal da waren, kamen meist von sehr weit her. So standen auf der Bühne der Monday Music Tommy Cash (Bruder von Johnny Cash), die Zillertaler Schürzenjäger, der Grammy-Gewinner Charlie McCoy, die australische Country Legende Bill Chambers, die Jungs von Truck Stop, Gunter Gabriel, Ladi Geisler (der "Erfinder“ des "Knack Bass“ und einer der wichtigsten Musiker bei Bert Kaempfert), viele Musiker des legendären James Last Orchesters, Texas Lightning und unzählige andere. Das Besondere aber ist, dass diese erfolgreichen Musiker auf der Bühne der Monday Music mit anderen Amateur- und Profimusikern zusammentreffen und gemeinsam musizieren. Das Ganze hat also stets einen Session-Charakter und ist mit einem normalen Konzert nicht zu vergleichen. Dabei geht natürlich auch manchmal was schief und das soll auch so sein! Ein Motto der Monday Music ist auch „Wir lernen uns kennen“. Das gilt allumfassend.
Das Publikum hört stets gespannt zu. Es ist keine Tanzveranstaltung. Inzwischen ist der Saal auch fast immer gerammelt voll. Es hat sich rumgesprochen. Oft werden die Darbietungen frenetisch gefeiert, dabei ist es egal, ob die Künstler prominent sind oder unbekannte Amateure in Schweiß und Angst einfach unfassbar viel Herzblut zeigen. Was zählt ist die Leidenschaft, das gemeinsame Musizieren und der Spaß dabei. Gar nicht gut kommt es beim Publikum an, wenn sich jemand auf der Bühne zu wichtig nimmt, egal wer er ist. Dafür wird aber stets liebevoll akzeptiert, wenn sich jemand mal verspielt, versingt und sonst was mal nicht klappt. Eine tolle Atmosphäre! Stellt man sich am Ende der Veranstaltung an den Ausgang, sieht man glückliche Menschen, die zufrieden nach Hause gehen. Und, na klar, oft ist es Country Musik, die gespielt wird; aber auch für alle anderen musikalischen Stilrichtungen ist die Monday Music stets offen.
Neudeutsch handelt es sich also um eine Win-Win-Situation:
Glückliche Musiker, glückliche Zuhörer!
Thomas Fürst